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So gelingt die Ernährungsumstellung - Diät-Fehler als wertvolle Erfahrung sehen

Diät: Realität oder Illusion

Kann eine Ernährungsumstellung ohne Disziplin und Kontrolle gelingen?

Wenn wir uns mit dem Prozess von Veränderung auseinandersetzen wollen, müssen wir uns erst mal darüber Gedanken machen, welche Motivation steht hinter dem Bedürfnis anders sein zu wollen.  Wenn es um die Veränderung des Essverhaltens geht, handelt es sich oft um eine kritische Haltung zum eigenen Körpergewicht. Seit Jahrzehnten werden regelmäßig neue Konzepte zur Gewichtsreduktion publiziert.  Alle aufgezeigten Wege basieren auf der Illusion, das nachhaltige Veränderung durch Disziplin und Kontrolle erreicht werden kann. Die Realität allerdings ist, dass fast alle Menschen, die diesen Weg gewählt haben, Jahre später ein deutlich höheres Gewicht haben, als am Anfang ihrer Bemühungen. Begriffe wie „Jo-Jo-Effekt“, „Veränderung des Grundumsatzes“, etc. stehen stellvertretend für Misserfolg.

Ernährung und Sozialverhalten sind untrennbar verbunden

Warum ist es eigentlich so schwer, Ernährung zu verändern, obwohl am Anfang eine klare Willensentscheidung diesem Bedürfnis zu Grunde lag? Die erste Prägung unseres Essverhaltens bekommen wir schon in unseren ersten Lebenstagen. Das verständliche Bedürfnis von Eltern eines Säuglings, mal wieder eine Nacht durchschlafen zu können, führt dazu, dass das Baby strategisch gestillt oder gefüttert wird. Dies ist der erste Schritt, das Phänomen „Mahl und Zeit“ im kindlichen Unterbewusstsein zu etablieren. Die weitere Esserziehung ist natürlich im Wesentlichen frühkindlich, und dem zufolge ein mehr vom Unterbewusstsein bestimmtes Verhalten. Zudem verbinden wir mit jedem Nahrungsmittel ein Gefühl. Ein weiteres Hindernis für die geplante „Diät“ ist das Ernährung und Sozialverhalten nicht voneinander getrennt werden kann.

Das Unterbewusstsein ist leistungsstärker als das Bewusstsein

Das entwicklungsgeschichtlich sehr viel später entstandene Vorderhirn, das uns die Fähigkeit der Reflektion, der strategischen Planung und auch der bewussten Handlung beschert hat, ist allerdings sehr viel weniger leistungsstark, als das Unterbewusstsein. Neurologen und Sozialforscher gehen davon aus, dass Menschen 95-98% des Tages aus dem Unterbewusstsein handeln. Die fast unglaublich erscheinende Aussage, dass die Prozessorleistung des Unterbewusstseins eine Million Mal höher liegt, als die des Bewusstseins, dient sicherlich als Erklärung für die Schwierigkeit, sich zu verändern.

Fehler sind nicht falsch, sondern wertvolle Erfahrungen

In unserem Arbeitsalltag begegnen wir in der Regel Menschen, die auf Grund von schwerwiegenden körperlichen Beschwerden ihre Ernährung umstellen möchten. Erkrankungen wie Migräne, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Neurodermitis, Rheumatischen Beschwerden, etc. lösen einen sehr hohen Leidensdruck aus. Das Bedürfnis nach Veränderung hat für diese Menschen oft existenziellen Charakter.  Man sollte davon ausgehen, dass unter solchen extremen Bedingungen, allein der Leidensdruck ausreichende Motivation bietet, das Essverhalten nachhaltig anzupassen.  Seit über 30 Jahren begleiten wir Menschen, mit derartig ausgeprägten Beschwerden. Auch hier haben wir beobachtet, dass das Diät-Konzept in aller Regel scheitert. Im Prozess der Beratung weisen wir darauf hin, dass die Ernährungsumstellung als Selbsterfahrungsprogramm zu verstehen ist. Selbstverständlich ist es notwendig, das Cytolisa Ernährungsprogramm solange konsequent umzusetzen, bis sich eine deutliche Verbesserung der Symptomatik einstellt. Dies kann schon nach 3 Tagen aber meistens erst nach 2-4 Wochen erreicht sein. Dieses doch relativ schnell erlangte Wohlbefinden bringt unsere Klienten sehr häufig dazu, bei der nächsten Einladung zu Freunden oder den Besuch eines Restaurants in alte Muster zurück zu fallen. Die Folgen sind im Allgemeinen sehr schmerzlich und werden von den Klienten als Fehler bewertet. In der Beratung hören wir häufig die Formulierung „Ich habe gesündigt“. Das Erstaunen über unsere Aussage „Es gibt in diesem Prozess weder Sünde noch Fehler“ löst fast immer Ungläubigkeit aus. Durch unsere Erziehung haben wir gelernt, selbstkritisch zu sein und unser Verhalten immer als Falsch oder Richtig zu bewerten. Der sogenannte Fehler allerdings, ist eben so wichtig wie die heilsame Erfahrung zuvor. Nur in der Polarität von positiver und negativer Körperempfindung ist der Lernprozess komplett. Diese Erfahrungsschleifen sind ein essentieller Bestandteil für den Prozess der Veränderung.

Veränderungen im Unterbewusstsein initiieren

Der Ansatz klingt logisch und stimmig aber es gibt wesentliche Voraussetzungen, um im Prozess der Ernährungsumstellung erfolgreich zu sein. Zuerst müssen wir vor jedem Essen aufmerksam sein. Jedes automatische Verhalten sabotiert die Entwicklung. Unsere selbstverständliche Neigung unser Essverhalten im Rahmen der Ernährungsumstellung sofort selbstkritisch zu beurteilen, ist nicht unterstützend, weil dieser innere Dialog dem Unterbewusstsein keine neuen Impulse liefert. Die nicht bewertende Wahrnehmung spricht die Körperintelligenz an und unterstützt den Prozess von Veränderung. Wenn ich ausschließlich die Folgen meines Essverhaltens körperlich wahrnehme und mich nicht kognitiv damit auseinandersetze, ist es möglich im Unterbewusstsein entscheidende Veränderungen zu initiieren.

Jede Erfahrung ist wichtig

Dies ist kein schneller Prozess. Meine persönliche Erfahrung zeigt mir nach mehr als 30 jähriger bewusster Beschäftigung mit meinem Essverhalten, dass Ausrutscher immer möglich sind. Besonders bei Familienfeiern zeigen alte Prägungen ihre Nachhaltigkeit. Hier ist es wieder wichtig, sich daran zu erinnern, dass man keine Fehler machen kann. Jede Erfahrung ist wichtig.

Aufgezeichnet von Hartmut Tulaszewski